Von Zweien die in die Natur ziehen und sich selbst suchen

Dirk und ich haben uns in einem Berufsfeld kennengelernt, in dem wir oft mit der Natur und den eigenen Grenzen konfrontiert waren. Wir waren Regen und Kälte, Müdigkeit und körperlichen Extremen ausgesetzt und haben unsere Systeme und Tricks gefunden, damit umzugehen. In unserem jetzigen Berufsfeld setzen wir uns mit Extremen und Grenzen menschlichen Verhaltens auseinander. Trotzdem haben wir uns die Liebe für die Natur bewahrt und wollen diesen Teil des Lebens in unsere Arbeit einfließen lassen.
In den ersten Phasen unserer Arbeit, in den Bereichen der Reduktion von systemischer Komplexität, schätzen wir Naturerfahrungen. Der Mensch ist ohne den Luxus der modernen Welt zwangsläufig mit dem Selbsterhalt und damit mit sich selbst beschäftigt. Gleichzeitig verlieren viele Dinge an Bedeutung und werden den primären Bedürfnissen untergeordnet. Zudem brauchen die meisten Menschen Unterstützung im Umgang mit der Natur und sind somit auf Kooperation angewiesen. Die Elemente der Natur sind absolut und treffen uns alle gleichermaßen, was gemeinsame Erfahrungen schafft und somit auch Bindung fördert. Wir nutzen all diese Effekte und schaffen eine, von den omnipräsenten Reizen der modernen Welt befreite, Umgebung für einen neuen Start.
Dirk lebt diese Idee der Reduktion systemischer Komplexität auch in der Freizeitgestaltung und schafft sich Räume in der Natur, um sich selbst wieder zu finden. Aber Bilder sagen mehr als tausend Worte. Dirk nimmt euch mit auf seine Reise, elf Tage lang in einer Hütte, ohne Strom und ohne Wasser, im tiefsten Winter – es war wie er sagt: „Einfach eine geile Zeit!“
Für mich ist das Wandern ein Ausgleich zu meiner Arbeit. Ich bin gerne über mehrere Tage und Wochen zu Fuß unterwegs, manchmal auf einsamen Pfaden und auch mal gerne im Trubel anderer Wanderer. Beim Wandern ist man der Straße, dem Wetter und allen widrigen Zufällen und Umständen ausgeliefert. Der Weg ist als Gegenspieler absolut und man kann lediglich an den eigenen Stellschrauben drehen, um sich für die Reise zu wappnen. Wandern ist gelebter Stoizismus oder kann als Übung des Zen-Buddhismus verstanden werden.
Man lernt die unterschiedlichsten Resilienzen gegenüber verschiedensten Störfaktoren von Menschen und Umwelt kennen. Mit etwas Glück gelingt die Transformation dieser Resilienz in den Alltag – Das ist mein Kern beim Wandern. Zu meinen größten Abenteuern zählen 800 km auf dem Jakobsweg in sieben Wochen, allein und unfreiwilliger Weise ohne Gepäck, meistens aber mit einem Lächeln.
